10. März 2022

Forschungsinstitut nimmt Bevölkerung den Puls

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Mit zwei Fokusgruppen hat das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern ausgelotet, was die Bevölkerung in Bern und Ostermundigen zum Thema Fusion bewegt. Insgesamt wird die Fusionsperspektive positiv beurteilt, Veränderungen für den Alltag werden wenig erwartet. In der Beurteilung der Fusion spielen in beiden Gemeinden die Finanzen eine grosse Rolle.

Fokusgruppen sind ein Instrument der Meinungsforschung. Repräsentativ nach Bevölkerungssegmenten (Alter, Geschlecht etc.) werden zufällig Menschen ausgewählt, die in einer geführten Diskussion zu ausgewählten Themen befragt werden. In Bern und Ostermundigen wurden im Februar 2022 je acht Personen während rund zwei Stunden zu drei Themenblöcken im Zusammenhang mit dem Fusionsprojekt befragt.

1. Spontane Gedanken zur Fusion zwischen Ostermundigen und Bern

Insgesamt brennt die Fusion den Berner*innen noch nicht unter den Nägeln. Nur die Hälfte der Teilnehmer*innen haben bisher etwas über die Fusion gehört oder gelesen. Konkret angesprochen wurde das Thema Gemeinderatssitze sowie der öffentliche Verkehr. Konkrete gewünscht werden weitere Informationen zu Kosten und Nutzen der Fusion sowie dem Einfluss auf die städtischen Finanzen.

Im Gegensatz den Teilnehmer*innen aus der Berner-Gruppe ist das Fusionsthema bei den Ostermundiger*innen präsenter. Die meisten haben bereits durch Medienberichte oder Gespräche im eigenen Umfeld davon gehört oder interessieren sich grundsätzlich dafür. Trotzdem wären von den meisten (Stand Mitte Februar 2022) etwas mehr Informationen gewünscht, etwa in Informationsveranstaltungen.

Insgesamt ist eine Offenheit für die Fusion zu spüren, einzig ein Teilnehmer äussert sich klar als Skeptiker bezüglich der Fusion.

2. Vorgehen Fusionsverhandlung

Das konkrete Vorgehen bei den Verhandlungen ist für die Teilnehmer*innen gut nachvollziehbar. Die meisten sind grundsätzlich damit einverstanden, dass die technischen Verhandlungen zuerst durch die Gemeinden geführt wird und erst anschliessend mit der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden. Die Teilnehmer*innen wünschen allerdings ein fortlaufendes Update über den Stand der Verhandlungen.

Es ist für die Teilnehmer*innen nachvollziehbar, dass nicht jeder einzelne Schritt in der Öffentlichkeit diskutiert wird, da dies zu viel Zeit kosten würde. Trotzdem würden es die meisten begrüssen, etwas mehr über den Inhalt der Verhandlungen zu hören. So zum Beispiel was die Prioritäten, der beiden Verhandlungspartner sind oder was die Fusion für konkrete Projekte wie Omundo bedeuteten würde.

3. Vor- und Nachteile einer Fusion

Die Teilnehmer*innen taten sich schwer, die Vor- und Nachteile zu beurteilen, da viele Verhandlungsergebnisse über konkrete Lebensbereiche in den Gemeinden noch nicht vorliegen. Insgesamt glauben sie aber eher nicht, dass es sehr grosse Gewinne oder Verluste für die einzelnen Gemeinden oder deren Bewohner*innen geben wird. Ob die Stadt finanziell profitiert oder nicht, waren sich die Diskussant*innen nicht einig. Grundsätzlich würden sich die meisten über das Wachstum der Stadt und die steigende Bedeutung aber freuen.

Die insgesamt positive Einstellung der Teilnehmer*innen gegenüber der Fusion zeigt sich auch darin, dass vermutet wird, die Fusion würde von der Stadtbevölkerung angenommen. Ob aber Ostermundigen der Fusion auch zustimmen würde, waren sich die Teilnehmert*innen aber noch nicht sicher.

Insgesamt werden von den meisten Teilnehmer*innen keine grossen Veränderungen erwartet und eine Beurteilung der Vor- und Nachteile ist für viele schwierig, ohne vorher die ausgearbeiteten Bedingungen der Fusion zu kennen. Vorteile erhofft man sich bezüglich Digitalisierung und E-Government sowie allgemein in einem etwas dynamischeren Umfeld in Bern. Weiter genannt wird die Hoffnung, die Sozialhilfequote etwas ausbalancieren zu können, dass die Wirtschaft profitieren wird und dass die Gemeinde aufgrund der Solvenz-Probleme auch finanziell besser aufgestellt sein wird.

Genannte Nachteile sind Auswirkungen auf das Sozialwesen sowie das Wegfallen der Schalterdienste in Ostermundigen und damit die sinkende Bürgernähe.

Ob die Fusion von der Stimmbevölkerung angenommen wird, fällt den Teilnehmer*innen noch schwer zu beurteilen. Das Steuerthema wird als zentraler Punkt identifiziert. Weiter wird vermutet, dass sich ein Generationengraben öffnen könnte, mit den Jungen auf der Pro-Seite und den älteren Stimmbürger*innen auf der Nein-Seite. Insgesamt wird mit einer Annahme in Ostermundigen gerechnet, wobei aber klar der Wunsch nach mehr Informationen geäussert wird, bevor eine definitive Entscheidung getroffen werden kann. Skepsis herrscht hingegen darüber, ob die Berner*innen der Fusion ebenfalls zustimmen würden.

Die Resultate fliessen in die weitere Projektarbeit ein

Der Bericht des gfs.bern zu den Resultaten der Fokusgruppen fliesst in die weitere Projektarbeit ein und dient auch zur Vorbereitung der verschiedenen Veranstaltungen in den kommenden Wochen.


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